1965

Schwere Krise im TCA

 

Der Club hat in den letzten Monaten eine sehr schwere Krise durchgemacht. Eine Gruppe von neuen Mitgliedern hat durch eine gut vorbereitete Aktion bei der letzten Wahl die Leitung an sich gebracht, um, wie sie glaubten, den Klub grundlegendst zu ändern. Geringe Kenntnis der Clubprobleme – die meisten von ihnen waren erst einige Monate Mitglieder, zu große Versprechungen und eine persönliche Art der Reformwünsche erweckte bei vielen Mitgliedern eine gewisse Skepsis. Als einige der leitenden Herrn sich sogar zu persönlichen Angriffen gegen die Mitglieder hinreißen ließen, stand für viele fest, dass hier nicht die richtigen Persönlichkeiten die Leitung und Geschicke des Clubs übernommen haben. Der Club, der in mühevoller, jahrelanger Arbeit aufgebaut wurde, war völlig unverantwortlich zu einem Spielplatz sinnloser Vereinspolitik verkommen. Eine Unterschriftensammlung die mehr als 50% der ordentlichen Mitglieder umfasste, war die Folge. Eine Neuwahl wäre somit nicht mehr zu umgehen gewesen. Aber die Erkenntnis ihrer eigenen Schwächen, die Unmöglichkeit die hoch trabenden Versprechen einzuhalten und eine unzulängliche Zusammenarbeit der neuen Clubleitung brachte diese schon nach wenigen Monaten zum Zusammenbruch. Einige legten ihre Funktionen zurück, andere traten ganz einfach aus dem Club aus. In dieser Situation hat unser Rudolf BAJER wieder den Vorsitz der Clubleitung übernommen, die frei gewordenen Funktionen wurden durch erfahrene, verantwortungsbewusste Mitglieder neu zu gewählt. Der Schaden an dem Gefüge unseres Clubs war ziemlich groß. Die neue Klubleitung hatte sich aber bemüht, durch intensive Arbeit und erhöhte Anstrengung in den folgenden Wochen diesen Zustand wieder zu befrieden. Hier der Bericht eines Zeitzeugen über diese Vorkommnisse aus seiner Sicht:

Der TCA war neun Jahre alt, hatte eine längere Odyssee durch diverse Lokalitäten und Clubräume absolviert, konnte dann sein neues Domizil, im „Haus der Jugend“ Wien 8., Zeltgasse, die große Dachterrasse die genügend Platz für unsere Leute bot, beziehen. Unser Club war schon auf die beachtliche Zahl von über 300 zahlenden Mitgliedern angewachsen und hatte einiges erwirtschaftet. So zum Beispiel: einige Pressluftflaschen, diverse Lungenautomaten, sowie Kompressoren u. v. a. mehr. Also ein fundierter Club. Mit der Zeit bildeten sich verschiedene Gruppierungen die nicht immer die gleichen Interessen hatten, Der damalige Vorstand arbeitete sehr tüchtig zusammen, unter der Führung des bewährten und umsichtigen Präsidenten Rudolf Bayer. Im Februar 1965 war wieder, die wie immer alle zwei Jahre fällige Generalversammlung. Die älteren Mitglieder mit der Arbeit des Vorstands voll zufrieden , waren schon etwas lax geworden, blieben großteils bei der Neuwahl des Vorstands aus. Eine Clique die sich im Laufe der Zeit gebildet hat, zahlenmäßig sehr stark, hatte sich mit einer eigenen Wahlliste bei der Generalversammlung des TCA eingefunden. Wir älteren Mitglieder wurden bei der Wahl des Vorstands überstimmt und die neue Gruppierung übernahm die Führung des TCA. Sodann erfolgte der erste Beschluss der Vorstandsmitglieder, der grundlose Ausschluss einiger alt gedienter Mitglieder des TCA. Die neue Mannschaft übernahm die durch die Jahre geschaffenen Werte des Clubs! Natürlich, wir „Altgedienten“ kochten, konnten aber im Moment gegen diesen miesen Beschluss nichts entgegnen. Doch brauchte es nicht allzu lange bis wir „Unzufriedenen“ einen Schlachtplan, still und leise , in einem Kaffeehaus schmiedeten. Eine zweite Art Generalversammlung wurde anberaumt und oh.....Wunder, gewannen wir „Alten“ TCA - ler haushoch! Als logische Folge dessen entfernten wir sofort die Unruhestifter, die durch einen Handstreich unseren Club übernehmen konnten. Ihre Freude währte nicht lange, denn sofort nach der neuerlichen Wahl , mussten diese Leute das Haus verlassen. Präsident BAJER rief ihnen noch zornig nach: Ich wünsche keinen von Euch mehr hier in unseren Club zu sehen! Etwa 2 Jahre später: Wir hatten wieder einmal einen guten UW - Film im Programm, kein Platz blieb leer. Der Präsident begrüßt wie immer die erwartungsvollen Tauchfreunde sowie den Vortragenden. Doch mitten im angefangenen Satz, verfinsterte sich sein Gesicht, unterbricht seine Rede und blickt auf einen Mann im Publikum. Grabesstille im Saal. Nach einer schier endlos dauernden Pause, brüllt der sonst so ruhig und besonnene Hausherr: was muss ich sehen..... einer, dieser Chaoten wagt es unter uns zu weilen. Pause, er zeigt auf den Betroffenen. Alles mäuschenstill. Doch dann, mit sich überschlagender Stimme : hinaus! Der strafende Finger immer auf den in wilde Flucht Geratenen. Aschfahl im Gesicht stolpert er noch über die Beine seines Sitznachbarn in Panik aus dem Saal.

Ein Versuch, sich einen gut geführten Club anzueignen war kläglich gescheitert!

Euer Rudi


Ab Oktober 1965 mieteten wir für unser Tauchtraining die Schwimmhalle des Meidlinger Theresienbades. Der Zeitpunkt wurde auch wesentlich günstiger gewählt, als ehemals im Dianabad, nämlich Samstag abends von 20:30 bis 22:00. Ab diesen Zeitpunkt wurde auch die Tauchschulung im Club internationalen Standards angepasst. Ziel des Lehrgangs war die Ablegung des Brevet I (ehemals Grundschein) und hat bis heute seine Gültigkeit bewahrt.